Sind Männer wirklich die einfacheren Menschen?
Der junge Mann hat mir ausführlich von seinem letzten Urlaub erzählt. Ob er sich mit seiner Freundin gut vertragen habe, während der ganzen Rundreise, möchte ich wissen. Ja ja, alles gut. Aber was ihn echt doch manchmal nervt, sei, dass Frauen oft so kompliziert sind.
Ich musste lachen. Als erstes dachte ich an meinen Mann, der vermutlich selbiges noch nach über 20 Ehejahren bestätigen würde. Als zweites musste ich an ein herrliches Stück meiner Lieblingskabarettistin Martina Schwarzmann denken. Das Stück heißt „Gschieß macha“ und ist wirklich köstlich. Wenn Sie das nicht kennen, sollten Sie es sich mal anhören und Sie werden garantiert Parallelen zum echten Leben entdecken – egal ob Sie nun eine Frau oder ein Mann sind.
Aber nun zurück zur Aussage meines jungen Gegenübers. Hat er recht? Der Umkehrschluss würde ja bedeuten, dass Männer die einfacheren Menschen sind. Stimmt das? – Ich glaube nicht.
Männer und Frauen sind unterschiedlich und gehen mit Dingen unterschiedlich um. Jedes Geschlecht hat Stärken und Schwächen. Wie auch jeder Mensch als Individuum. Wenn beide Seiten darin die Ergänzung erkennen und leben, haben zum Schluss alle gewonnen.
Im Umgang mit Menschen erlebe ich den Unterschied viel weniger geschlechterbezogen, als vielmehr persönlichkeitsbezogen.
Die unkomplizierten Menschen sind die, die mit sich selbst, dem Nächsten, der eigenen Vergangenheit und den momentanen Lebensumständen ausgesöhnt sind. Diese Menschen ruhen in sich selbst und sind, fast immer, unkompliziert. Sie lassen sich gerne etwas sagen, weil sie sich entwickeln wollen. Sie sehen konstruktive Kritik nie als Angriff, sondern als Chance. Deshalb kommen sie auch zur Beratung. Sie ruhen in sich selbst und es ist eine Freude mit ihnen zusammen zu sein. Und dabei ist es völlig gleichgültig ob sie nun Mann oder Frau sind.
In einem Punkt muss ich meinem jungen Herrn jedoch zustimmen: Der Mangel an einem gesunden Selbstwertgefühl ist tatsächlich öfter bei Frauen zu finden als bei Männern. So gesehen hat er also doch – leider – ein Stück recht.